Es war ein Experiment - und es wurde nach ingesamt 5 Stunden Beisammensein auf der Matte von allen Teilnehmern als gelungen gewertet. Insgesamt 6 höherrangige Aikdoka aus Bayern haben sich getroffen, um sich auf der Matte in Ingolstadt über Techniken und der Anwendung in diversen Situationen auszutauschen.
Zunächst wurden Themen für den Tag gesammelt die den Teilenehmern grundsätzlich diskussionswürdig erschienen. Alle hierbei aufkommenden Fragestellungen wurden auf Karten geschrieben. Bei anschließender Betrachtung der Fragestellungen wurden zwei grundlegend verschiedene Themenfelder offensichtlich: Zum Einen technische Themen aus dem alltäglichen Aikido-Trainingsleben, auf der anderen Seite die Anwendung der Techniken im Selbstverteidigungsfall. Bevor sich in Kleingruppen mit den einzelnen Fragestellungen beschäftigt wurden, riefen sich alle Teilnehmer noch einmal gemeinsam ins Gedächtnis, was Ihrer Meinung nach die wesentliche Aspekte des Aikido sind, die auch in besonderen Diskussionen wie sie gleich besprochen werden würden gewahrt bleiben sollten:
- Ein physischer Angriff muss stattfinden.
- Antizipation: Die möglichst frühzeitige Erkennung eines Angriffs
- Die Aufwändung von möglichst wenig Eigenenergie
- Der Angreifer soll nicht (unnötig) geschädigt werden.
Jede Kleingruppe wählte anschließend zwei Fragestellungen und erarbeitet sich Antworten durch Ausprobieren von verschiedenen Lösungsansätzen auf der Matte. Dabei wurde schnell klar, dass nicht zu jeder aufgekommenen Frage auch eine Antwort gefunden werden konnte, aber das war auch nicht das erklärte Ziel des Lehrgangs. Es wurde probiert, über den Tellerrand geschaut und - vor allem - alle waren mit Spaß an der Freude dabei :-)
Das Ergebniss kann in folgenden Worten knapp festgehalten werden:
- Beim Themengebiet Aikido-Trainigsleben wurde für das Training mit dem Stab Abwehrtechniken gegen einen seitlichen Angriff nach Technikmöglichkeiten gesucht. Es eignen sich hier in erster Linie Bodentechniken wie Ude-osae, Ude-garami und ganz besonders der Ude-kime-osae. Die größte Schwierigkeit ist bekanntermaßen das Übewinden der großen Distanz des Nage zum Uke, da dieser eine Langwaffe in der Hand hält.
Ein weiteres Thema sind Doppelangriffe (ein Angriff gefolgt von einem zweiten). Im Training wird ein Folgeangriff zu häufig vernachlässigt, da der Fokus auf auf der Form von Nage liegt. Es sollte allgemein mehr auf die Flexibilität beim Reagieren auf die Aktionen von Uke gelegt werden. Dies muss jedoch durch spezielle Trainingsformen vom Trainer Einfluss in die Ausbildung finden. Vielleicht ist dies ein Thema für einen nächsten Workshop? - Die Selbstverteidigung ist und bleibt immer ein kontroverses und schwieriges Thema. Viele Fragestellungen auf den Karten befassten sich mit Situationen, bei denen die Distanz zwischen Uke und Nage sehr eng war, beispielsweise wenn Uke beide Schultern von vorne gegriffen hat und sich vorbereitet, entweder einen Knie- oder Kopfstoß durchzuführen Zu diesem Zeitpunkt ist Ma-ai (die harmonische Distanz) schon überschritten, d.h. der Fehler ist bereits im Vorfeld passiert. Diesen jetzt wieder zu korrigieren ist nur sehr schwer möglich und verlangt vom Aikidoka eine "aggressive" Aktion seinerseits. Gleiches gilt für Messerangriffe oder aggressive Schläge aus kurzer Distanz. In solchen Situationen ist die Chance als Verteidiger unverletzt aus der Situation zu kommen nur sehr klein.
Als Resümee sollte im Training das Thema Distanz mehr Aufmerksamkeit bekommen. Generell ist das Thema Antizipation wichtig - in kritischen Situationen ist das Hören auf sein Bauchgefühl ein wichtiger Indikator, um gar nicht erst in Situationen mit zu kurzer Distanz zu kommen.
Der Lehrgang hat Spaß gemacht - eine Wiederholung im nächsten Jahr ist quasi beschlossene Sache! Vielen Dank an alle Beteiligten!